Wer sich die Kosten, die Nebenwirkungen und das Risiko von Scherereien sparen will, kann mit etwas gutem Willen einen psychedelischen Rausch auch ganz ohne Drogen erleben – sofern nur das Drumherum stimmt. Forscher der McGill University in Montreal hatten sich jedenfalls viel Mühe gegeben, um ihren 33 Probanden das Ambiente einer glaubwürdigen Flower-Power-Party zu bieten, inklusive knallbunter Gemälde und Lichtorgeln sowie eines echten DJ.
Zur Ausstattung zählten allerdings auch zehn geschäftige Forschungsassistenten in weißen Kitteln sowie ein humorlos dreinblickender Wachmann, denn die Probanden sollten glauben, an einem unter strengen Auflagen genehmigten Experiment zum Einfluss halluzinogener Drogen auf die Kreativität mitzuwirken. Um ganz sicher zu gehen, hatten die Versuchsleiter auch noch ein paar professionelle Schauspieler unter die Teilnehmer gemischt, die nach der gemeinsamen Einnahme eines angeblichen Extrakts aus halluzinogenen Pilzen während der vierstündigen Prozedur so taten, als seien sie im Rausch.
Tatsächlich hatten alle lediglich ein wirkstoffloses Placebo zu sich genommen. Dennoch vermeinten später 61 Prozent der Probanden, einen Bewusstseinseffekt verspürt zu haben. Einige glaubten wahrgenommen zu haben, wie die Bilder an den Wänden sich bewegten oder ihre Form veränderten, andere fühlten sich schwer, als ob die Gravitation sie fester in den Griff genommen hätte. Eine Teilnehmerin spürte, wie sie „runterkam“, ehe die nächste Welle des Trips sie mitriss.
Die Forscher regen nun an, dass Therapeuten sich diese Effekte des Settings zunutze machen könnten, um beim echten Einsatz von Psychedelika (etwa bei Depressionen) die benötigte Dosis zu senken.
DOI: 10.1007/s00213-020-05464-5