Konsumkritik: Bomberjacke

Sie ist wieder salonfähig! Einst ein Symbol der Rechtsextremen, ist es heute Zeit, die Deutungshoheit über die Bomberjacke zurückzugewinnen.

Eine dunkelgrüne Bomberjacke
Militärpiloten, linke Skinheads, Raver und Hipster tragen Bomberjacken. Zugesprochen wurde sie jedoch vor allem den Neonazis. © Taek-sang Jeong/Getty Images

Sie ist wieder salonfähig. Ob Billiganbieter wie Urban Classics oder Nobelmarken wie Balenciaga – kaum ein Modesortiment kommt heute ohne Bomberjacke aus. Noch im Jahr 2001 wollte die damalige Bundesfamilienministerin Christine Bergmann die Bomberjacke an Schulen verbieten, weil sie ein eindeutig rechtsextremes Symbol sei. Bergmanns Beispiel zeigt, wie Überangst, selektive Wahrnehmung und damit einhergehende kognitive Verzerrungen das Gegenteil von dem bewirken, was sie bewirken sollen.

Die angstdominierte Wahrnehmung hat die Bomberjacke zu einem Symbol der Neonazis vereindeutigt, obwohl sie auch von Militärpiloten, linken Skinheads, Ravern und Hipstern getragen wird. So gab man Neonazis aus Angst, etwas falsch zu machen, die Deutungshoheit – und genau das ist es, was sie wollen.

Für antifaschistische Modekonsumenten gilt daher: Mut zur Bomberjacke! Wenn die mentale Neueinkleidung zu viel Überwindung kostet, könnte ein wenig kognitive Verhaltenstherapie helfen, die verzerrte Wahrnehmung der Realität zu korrigieren.

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