Sie gelten als die schwierigeren unter den Narzissten. Sie sind wirklich überzeugt von ihrer Besonderheit sowie davon, einen höheren Anspruch als andere auf die Erfüllung ihrer Bedürfnisse und Wünsche zu haben. In einem Forschungsüberblick stellen Psychologen nun Erkenntnisse über grandiose Narzissten und deren Verhalten zusammen. Was sie von anderen, auch den vulnerablen Narzissten am stärksten unterscheide, sei ihr ausgeprägtes Streben nach Status.
Wie die Autoren betonen, ist die Statussuche bei grandiosen Narzissten ein Dauerthema, ein ständiger innerer Antrieb, der ihnen aber nicht unbedingt bewusst sei. Dabei gehe es ihnen um Respekt, ihre Reputation und ihren Einfluss in einer Gruppe, also Abteilung, Team oder Familie und Freunde. Grandiose Narzissten suchten sich Situationen aus, in denen sie glänzen, in denen sie sich selbst gut ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken können.
Selbstvermarktung
Deshalb werden sie Schauspieler, Politiker, Manager, Unternehmer oder Chefarzt. Und weil sie so überzeugend sind bei ihrer Selbstdarstellung, bekommen sie diese Positionen auch leichter als andere, zeigen Studien. Status ist grandiosen Narzissten also unter Umständen wichtiger als soziale Bindungen. Sie bevorzugten dabei Settings, in denen es eine Hierarchie gebe. Nur dort würden sie auf ihrer Suche nach Status fündig, schreiben die Psychologen.
Grandiose Narzissten achten stets intuitiv darauf, wie gut sie sich in einer Situation selbst vermarkten und darstellen können, um so den persönlichen Status zu erhöhen. Sie setzen ihren Charme ein und erreichen oft schnell, dass andere sie bewundern. Werden diese anderen jedoch zum Wettbewerber oder stehen dem Statusstreben des Narzissten im Weg, versuchten grandiose Narzissten, den Konkurrenten auszustechen und abzuwerten. Bei den anderen mache sich dadurch irgendwann Erschöpfung breit, so die Forscher – und die Bewunderung schwinde.
Stathis Grapsas u.a.: The “why” and “how” of narcissism: A process model of narcissistic status pursuit. Perspectives on Psychological Science, 15/1, 2020. DOI: 10.1177/1745691619873350