Donald Trump mag es süß-deftig, Angela Merkel steht auf Königsberger Klopse und Helmut Schmidt nannte mal die Erbsensuppe als sein Lieblingsgericht. Verraten geschmackliche Vorlieben etwas über die politische Gesinnung? Laut einer US-Studie tun sie es – aber anders, als man erwarten könnte.
Das Team um Benjamin Ruisch von der Cornell University in Ithaca hat den Geschmackssinn von mehr als 1600 Männern und Frauen analysiert. Beispielsweise ermittelten die Forscher die Dichte der Zungenknospen ihrer Probanden. Oder sie baten diese, einen Streifen mit dem Bitterstoff PROP auf die Zunge zu legen. Außerdem befragten sie die Teilnehmer zu deren Werten und politischen Überzeugungen. Das Ergebnis: Je größer die geschmackliche Sensitivität, umso konservativer die politische Haltung.
Was jedoch nicht bedeuten muss, dass man unter CDU-Anhängern besonders viele Feinschmecker findet. Denn die Studie zeigt laut Ruisch auch: „Das Bindeglied zwischen Geschmack und politischer Einstellung ist vor allem der Ekel.“ Wer sich also etwa beim Wahrnehmen einer starken Bitternote schnell ekelt, hat auch bei Werten und politischen Angelegenheiten eine niedrigere Schwelle zur Abscheu. Liberal eingestellte Zeitgenossen hingegen reagieren auf Unvertrautes – egal ob politisch oder kulinarisch – ziemlich robust.
Ruisch vermutet, dass eher der Geschmack die politische Gesinnung prägt als umgekehrt. Dafür spreche vor allem, dass die Sensorendichte auf der Zunge größtenteils in den Genen verankert ist. Was letzten Endes bedeuten würde: Wer als Kleinkind beim Essen schnell das Gesicht verzieht und zu schreien anfängt, wird später auf dem Wahlzettel sein Kreuz mit größerer Wahrscheinlichkeit bei einer konservativen Partei machen.
Benjamin Ruisch u.a.: Taste sensitivity predicts political ideology.