Menschen, die aus einfachen Verhältnissen stammen, ernähren sich oft ungesünder und neigen daher eher zu Übergewicht. Das hat nicht nur mit Gewohnheiten zu tun und damit, dass gesunde Lebensmittel teurer sind. Allein das Gefühl, ärmer zu sein als andere, fördert Frustessen, wie Forscher aus Singapur in mehreren Experimenten demonstriert haben. Das Team um Bobby Cheon brachte Probanden dazu, sich mit Menschen zu vergleichen, die finanziell und sozial entweder besser oder schlechter gestellt waren als sie selbst. Wie sich zeigte, griffen die „Schlechtergestellten“ ausgiebiger bei den Snacks und Süßigkeiten zu, die während des Versuchs einladend bereitstanden. Sie wiesen sogar einen höheren Spiegel des „Appetithormons“ Ghrelin auf.
Bobby Cheon ging nun einen Schritt weiter: Wenn das Gefühl, unzulänglich zu sein, das Essverlangen steigert, müsste sich der Effekt doch vielleicht umkehren lassen, indem man die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben stärkt. Diesmal führten die Probanden zwei Wochen lang ein Tagebuch, in dem sie auflisteten, was ihnen an Gutem widerfuhr, für das sie dankbar waren. Tatsächlich hatte dies zur Folge, dass sie sich beim Essen mit kleineren Portionen begnügten.
B.K. Cheon u.a.: Social inequality as an obesogenic environment: Implications for socioeconomic disparities in obesity. Presented July 2019, Society for the Study of Ingestive Behavior, Utrecht, Netherlands