Geburtstage planen. Arzttermine machen. Turnbeutel kontrollieren. Eltern haben täglich unzählige organisatorische Punkte im Kopf. Dieser nicht endende gedankliche Strom von Aufgaben wird als mental load bezeichnet und kann nach heutigen Erkenntnissen Menschen an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen. Die Familienbloggerin und Psychologin Patricia Cammarata beschreibt in ihrem neuen Buch, was es mit dieser geistigen Arbeit auf sich hat, und weist darauf hin, dass die oft unsichtbare organisatorische Mehrarbeit vor allem Frauen trifft. Auch in Familien, in denen beide Partner voll berufstätig sind, sind es laut Cammarata primär die Frauen, die die Belange aller Familienmitglieder bis ins Detail im Kopf haben.
Männer seien zwar durchaus bereit, Aufgaben zu übernehmen, die man ihnen zuteile, seien aber an der Metaorganisation kaum beteiligt. Die Bloggerin schildert die Schieflage mal witzig-unterhaltsam, mal kritisch-nachdenklich, untermauert sie mit Zahlen und Fakten. Das Wichtigste an ihrem Buch ist aber, dass die berufstätige Mutter von drei Kindern auch praktische Strategien aufzeigt, wie man die mentale Last als Paar gerechter aufteilen kann. Wichtig sei, die vielen unsichtbaren Aufgaben erst mal sichtbar zu machen und dann neu zu verteilen.
Denn häufig scheitere die gerechte Aufgabenteilung nicht am Unwillen der Männer, sondern daran, dass ihnen die mentale Mehrarbeit ihrer Partnerinnen gar nicht bewusst sei. Dass dies auch auf unbewusst gelebte traditionelle Rollenmuster hindeutet, ist der Autorin klar, doch konzentriert sie sich statt auf die Problemanalyse auf die Lösungen. So ist ihr ein Buch gelungen, das vor allem für Eltern mit mehreren, gerade auch kleinen Kindern viele Aha-Momente bereithält und Paaren Lebensqualität zurückgeben kann.
Patricia Cammarata: Raus aus der Mental-Load-Falle. Wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingt. Beltz, Weinheim 2020, 224 S., € 17,95