Sich zugehörig fühlen

Für Menschen, die mit dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen arbeiten, ist es nicht selbstverständlich.

Von knapp 50 Millionen Deutschen in erwerbsfähigen Alter geben in Umfragen etwa 17 Prozent an, dauerhaft mit gesundheitlichen Einschränkungen zu leben. Wie geht es ihnen bei der Arbeit? Eine Studie zeigte jetzt: Je stärker sie sich an ihrem Arbeitsplatz ihren Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten zugehörig fühlten, desto zufriedener waren sie insgesamt und desto produktiver waren sie. Das klingt selbstverständlich, ist es aber für Menschen mit gesundheitlichen Problemen nicht, denn sie erleben noch immer im Arbeitsleben, dass es ihnen schwer gemacht wird: Mit Vorurteilen, Informationsdefiziten, ungünstigen Arbeitszeiten oder schlecht angepassten Arbeitsplätzen.

Ausgeschlossen werden ist schädlich, auch bei der Arbeit

Befragt wurden rund 1000 erwerbstätigen Menschen zwischen 19 und 67 Jahren, von denen 81 Prozent eine amtlich anerkannte Schwerbehinderung hatten. Wie die Autorinnen und der Autor schreiben, handle es sich um die erste Studie, für die eine so große Zahl an Betroffenen befragt wurde. Der Hintergrund: Menschen mit gesundheitlichen Problemen versuchten oft, diese zu verbergen, damit sie nicht ausgeschlossen oder stigmatisiert werden, schreibt das Team. Dies ziehe es oft nach sich, dass Betroffene sich selbst abwerten, was wiederum ihre sozialen Beziehungen bei der Arbeit verschlechtern könne. Stabile kollegiale Beziehungen seien essenziell dafür, dass das Gefühl der Zugehörigkeit entstehe und bestehen bleibe – und somit auch hohe Produktivität und Zufriedenheit mit der Arbeit. Die Erfahrung, ausgeschlossen zu werden sei schädlich, da sie die affektive Bindung von Menschen an ihre Arbeit schwäche und das Arbeitsengagement senke. Dies führe zu Grübeln und verschlechterte die Gesundheit. 

Die Forscherinnen und der Forscher fragten nach dem Inklusionserleben, also dem Erleben von Zugehörigkeit, nach dem emotionalen Wohlbefinden, nach der Qualität der Beziehungen, nach eventuellen Kündigungsabsichten und Stress. Gesundheitliche Einschränkungen gaben die Teilnehmenden in folgenden Bereichen an: Bewegung, Muskeln, Knochen, Gelenke lagen mit 67 Prozent auf Platz eins, am zweithäufigsten Schmerzen sowie auf Platz drei „Gefühle, Psyche und Aufbau sozialer Beziehungen“. 

Veronika Chakraverty u. a.: Mittendrin oder nur dabei? Konsequenzen des Inklusionserlebens am Arbeitsplatz für Gesundheit, Wohlbefinden und Produktivität von Menschen mit dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 2022. DOI: 10.1026/0932-4089/a000392

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