New York hat bekanntermaßen eine hohe Therapeutendichte. Als der Psychiater Sebastian Zimmermann im Jahr 2001 seine Praxis in New York City eröffnete, dachte er über die Vielzahl seiner Kollegen nach: Was hat er wohl mit ihnen gemeinsam? Was unterscheidet ihn von den anderen Psychotherapeuten? Und: Wie sehen wohl die Therapieräume seiner Kollegen aus?
Angetrieben von diesen Fragen, machte er sich auf den Weg und porträtierte in den vergangenen zwanzig Jahren fünfzig New Yorker Psychotherapeuten ( Fifty Shrinks, Kohlhammer, € 49,–) in ihren Praxisräumen: etwa den renommierten Psychoanalytiker Martin Bergmann, der bis kurz vor seinem 101. Geburtstag in einem Penthouse mit Blick über den Central Park praktizierte, oder Kirkland C. Vaughans, der als Afroamerikaner mit den Reaktionen seiner Patienten arbeitet, wenn sie etwa beginnen, die afrikanische Kunst an den Wänden zu kommentieren.
Leicht überrascht nimmt man zur Kenntnis, dass die Praxis von Michael Eigen seit Jahrzehnten ausgebucht ist. Sein spartanisch eingerichtetes, unfertig wirkendes Behandlungszimmer mit Plastikklappstühlen und Kabelwirrwarr ließ einen Patienten sorgenvoll fragen, wie er sich denn gut um ihn kümmern wolle, wenn er sich offenbar nicht mal um einen Stuhl kümmern könne.
Sebastian Zimmermann: Fifty Shrinks. Portraits aus New York. Kohlhammer, Stuttgart 2019.