„Du bist schlau“ oder „Andere halten dich für clever“: So oder ähnlich sollten kleinere Kinder besser nicht gelobt werden. Denn zwei psychologische Studien zeigen, dass diese Art der Anerkennung Drei- und Fünfjährige gleichermaßen dazu verleitete zu schummeln – obwohl sie ausdrücklich aufgefordert worden waren, es nicht zu tun. Besser sei es, so die Empfehlung, den Nachwuchs für seine konkrete Leistung zu loben.
In den beiden Versuchen spielten die Psychologen mit je 300 Kindern ein Spiel, bei dem sie erraten sollten, ob eine Karte, die der Versuchsleiter zunächst versteckt hielt, größer oder kleiner als sechs sein würde. Dabei lobten die Forscher einen Teil der Kinder während der ersten Spielrunden, sie seien „clever“, oder sagten ihnen, es gehe ihnen der Ruf voraus, „schlau“ zu sein. Die anderen Kinder erhielten entweder gar keine Rückmeldung oder eine irrelevante. Einer weiteren Gruppe sagte man, sie mache ihre Sache gut. Kurz vor dem letzten Durchgang erklärten die Versuchsleiter den Kleinen, sie hätten jetzt die letzte Chance, genügend richtige Versuche zu erzielen, um eine Belohnung zu bekommen. In dem Moment klingelte das Handy, und die Forscher erklärten, sie gingen kurz telefonieren. Zudem forderten sie die Kinder auf, nicht zu schummeln.
Trotzdem mogelten die als „clever“ gelobten Kinder am häufigsten und drehten die verdeckte Karte doch um. Auch diejenigen, denen man den Ruf bescheinigt hatte, schlau zu sein, schummelten deutlich stärker als die anderen. Die Psychologen vermuten, dass diese Kinder unbedingt gewinnen wollten, um so ihrem Image gerecht zu werden. Außerdem könnte die Zuschreibung einer stabilen Fähigkeit wie „clever“ zu einem Gefühl der Überlegenheit führen, so dass die Kinder glaubten, es stehe ihnen zu, sich über Regeln hinwegzusetzen.
Li Zhao u. a.: Praising young children for being smart promotes cheating. Psychological Science, 9/2017. DOI: 10.1177/ 0956797617721529
Li Zhao u. a.: Telling young children they have a reputation for being smart promotes cheating. Developmental Science, 7/2017. DOI: 10.1111/desc.12585