Besser schlafen!

Wir müssen unser Verhalten tagsüber ändern, um nachts besser zu schlafen, schreibt die Autorin Tatjana Crönlein in ihrem Buch.

Rund sechs Prozent der Bundesbürger leiden unter Schlafstörungen. Ihr Leidensdruck ist enorm, was nicht zuletzt dazu geführt hat, dass es sehr viele Bücher zur Therapie von Schlafstörungen gibt. Jetzt ist ein neues hinzugekommen: Schlafen können. Schlafstörungen erfolgreich bewältigen.

Es stammt von der Psychologin Tatjana Crönlein, die an der Universität Regensburg als Schlafforscherin arbeitet. Allein das klingt schon verheißungsvoll, und ihr verhaltenstherapeutischer Ansatz ist es auch. Doch gerade der hätte in dem Buch deutlich mehr Raum bekommen können.

Stattdessen besteht die erste Hälfte der knapp 200 Seiten überwiegend aus Definitionen, Fallberichten, historischen Hintergründen und Tests, die einen Leser mit Schlafstörungen eher zum schnellen Durchblättern verleiten dürften. Und wenn er liest, dass Perfektionismus und exzessiver Medienkonsum die Schlafqualität verschlechtern und Schlafmittel keine Dauerlösung sind, könnte er gar genervt sein, weil er das schon längst weiß (oder ignoriert, weil er nichts daran ändern will). Immerhin: In Sätzen wie „Beim Einschlafen produziert der Körper mehr Schlaf, als wir es selbst wahrnehmen können“ oder „Nächtliche Wachzeiten werden oft länger erinnert und damit in ihrer Dauer überschätzt“ bemerkt man die tiefe Sachkenntnis der Autorin.

Kontinuierlich und gut schlafen

Im zweiten Teil des Buchs erfährt der Leser, wie er schlaffördernde Verhaltensmaßnahmen ergreifen und schlafstörende Denkmuster verändern kann. Dazu gehört, dass man sich keine unrealistischen Ziele setzt, wie etwa, dass man den Schlaf wiederherstellen will, den man „früher mal hatte“. Dies funktioniere einfach nicht, warnt Crönlein. Ein realistisches Ziel sei vielmehr „eine Verbesserung der Schlafkontinuität und damit der Schlafqualität“.

Die Schlafforscherin rät außerdem zum Anfertigen eines Schlafprotokolls, um konkret erfassen zu können, wo es überhaupt hakt im Schlafprozess. Eine entsprechende Vorlage dafür findet sich im Onlinematerial, das es zusätzlich zum Buch gibt und das dessen Praxiswert deutlich steigert. Darüber hinaus erfährt der Leser, wie er typische Insomniker-Ängste abbauen und umgekehrt einen positiven Schlafdruck aufbauen kann, so dass der Schlaf „einfach so“ über ihn kommt.

Druck aus dem Hexenkessel nehmen

In einem Schlafbuch darf schließlich auch nicht der Entspannungsteil fehlen. Crönlein verhält sich darin angenehm undogmatisch. Es wird also keine Entspannungsmethode hochgelobt, sondern vielmehr das Augenmerk darauf gelegt, wie man insgesamt lernen kann, Druck aus dem Hexenkessel des Alltags zu nehmen. Dazu gehört die Einsicht, dass wir unser Verhalten tagsüber ändern müssen, wenn wir unseren Nachtschlaf verbessern wollen. „Wir fangen also schon morgens an, unseren Nachtschlaf vorzubereiten“, betont Crönlein. Es sind solche trivial klingenden, aber zutiefst erhellenden Sätze, die eine besondere Stärke des Buchs ausmachen.

Tatjana Crönlein: Schlafen können. Schlafstörungen erfolgreich bewältigen. Ein verhaltenstherapeutischer Ratgeber. Beltz, Weinheim 2018, 188 S., € 24,95

Artikel zum Thema
Psychologie nach Zahlen: ​6 Einwände gegen das Dramatisieren von Schlafmangel ​
In der Rubrik „Übungsplatz“ stellen wir diesmal einen Klassiker vor, der unter anderem bei der Entspannung hilft: Autogenes Training
Leben
Populären Filmen zum Trotz: Unser Gehirn vermischt Traum und Wirklichkeit nur selten – meist filtert es Sinneseindrücke aktiv aus dem Traum heraus.
Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 3/2019: Die Kunst des Aufgebens
Anzeige
Psychologie Heute Compact 78: Was gegen Angst hilft