Wenn man feststellt, dass man denselben Blazer trägt wie die Politikerin einer Partei, die man ablehnt, kann sich das unangenehm anfühlen. Plötzlich gefällt einem das Kleidungsstück nicht mehr. Diesen Vorgang nennen Forschende, die ihn in vier Studien erstmals untersuchten, „politische Kontaminierung“.
Die fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gingen dabei folgendermaßen vor: Rund 4000 Teilnehmende aus national repräsentativen schwedischen Stichproben beurteilten Kleidung von Menschen auf Fotos, Schokoriegel und Hilfsorganisationen, und zwar zweimal. Beim ersten Mal wussten die Probanden nichts über die Personen oder Produkte. Erst bei der zweiten Beurteilung wurden ihnen die Politikerinnen und Politiker gezeigt, die die Kleidung trugen oder in Verbindung mit Schokoriegel und Hilfsorganisationen gebracht wurden.
Die politischen Präferenzen waren vor der eigentlichen Befragung erhoben worden. Zeigte sich bei der zweiten Einschätzung, dass die zuvor präferierte Kleidung von einer Person einer abgelehnten Partei getragen wurde, mochten die Befragten diese Kleidung nicht mehr so wie vorher, fanden die Schokoriegel nicht mehr gut und lehnten die Hilfsorganisationen ab.
Die Forschenden fanden eine positive Korrelation mit der jeweiligen politischen Präferenz. Bei den Schokoriegeln war dieser Zusammenhang bereits in anderen Studien festgestellt worden und bestätigte sich hier. Der Effekt verstärkte sich, wenn die Befragten aufgefordert wurden, sich vorzustellen, dass jemand sie bei ihrer Auswahl beobachten würde.
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Quelle
Arvid Erlandsson u.a.: Politically contaminated clothes, chocolates, and charities: Distancing from neutral products liked by out-group or in-group partisans. Personality and Social Psychology Bulletin, 2024. DOI: 10.1177/01461672241298390