Geht es um Protest gegen Missstände in der Gesellschaft, fordern sich Menschen in den Social Media gegenseitig auf, auf die Straße zu gehen. Es wurde beobachtet, dass rund um solche Proteste oft die Anzahl von Posts – etwa auf der Plattform X (ehemals Twitter) – stark zunimmt und danach wieder zurückgeht. Eine Studie zeigt nun: Eine extreme Meinung allein führt nicht dazu, dass Menschen offline protestieren. Das taten nur diejenigen, die besonders viele Likes für ihre Posts bekamen, also in ihrer Sichtweise von sehr vielen anderen bestätigt wurden.
Wie kommt es zum Marsch?
Wie genau funktioniert diese Mobilisierung? Die Forschenden analysierten die Situation im Web in den 24 Stunden rund um einen Protestmarsch in London, der vor einigen Jahren stattgefunden hatte. In den zwei Studien werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler etwa 300000 Tweets aus und befragten insgesamt knapp tausend Personen. Dabei analysierten sie die Inhalte der einzelnen Beiträge darauf hin, wie sie sich in den 24 Stunden entwickelt hatten, und stellten fest, dass die Ansichten in diesem Zeitraum deutlich extremer wurden.
Nur diejenigen, die sehr viele Likes bekamen, fuhren auch zum Protestmarsch; sie berichteten über ihre Planung, über logistische Fragen wie die Anfahrt und posteten Bilder.
Quelle
Laura G. E. Smith u.a.: Digital traces of offline mobilization. Journal of Personality and Social Psychology, 2023. DOI: 10.1037/pspa0000338