Wie entstehen Verschwörungsmentalitäten?

Völlig impulsiv und realitätsfern erscheinen solche Meinungen. Eine Studie untersuchte, warum manche Menschen zu Verschwörungsdenken neigen.

Menschen, die eine allgemeine Verschwörungsmentalität haben und nicht nur an einzelne Verschwörungserzählungen glauben, neigen laut einer Metaanalyse deutlich stärker zu psychischen Ausprägungen, die ins Pathologische gehen. Die Psychologin Shauna M. Bowes und ihre Kollegen Thomas H. Costello und Arber Tasimi analysierten insgesamt 170 Studien mit 257 Stichproben, 52 Variablen, 1429 Effektgrößen und knapp 158500 Teilnehmenden.

Das Fazit: Alles in allem hängt Verschwörungsmentalität stark mit einer Neigung zu Wahnvorstellungen, mit einer Tendenz zur Vermenschlichung natürlicher Phänomene (Anthropomor­phismus) sowie mit kollektivem Narzissmus und einer Sensitivität für existenzielle Bedrohungen zusammen.

Solche Menschen seien unsicherer, emotional labiler, impulsiver und misstrauischer als andere, schreiben die Forschenden. Sie hätten zugleich ein stärkeres Bedürfnis, ihre Umwelt zu verstehen, sehnten sich mehr danach, sich sicher zu fühlen und alles unter Kontrolle zu haben. Sie wollten ein Gefühl von Überlegenheit und Einzigartigkeit aufrechthalten, das aber fragil sei.

Quelle

Shauna M. Bowes u.a.: The conspiratorial mind: A meta-analytic review of motivational and personological correlates. Psychological Bulletin, 2023. DOI: 10.1037/bul0000392

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 10/2023: Raus aus der Erschöpfung
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