Vogelgezwitscher, flirrendes Sonnenlicht, Blätterrauschen … Nicht nur zu Lebzeiten, auch im Tod wollen immer mehr Menschen im Wald Ruhe finden. Der erste Bestattungswald Deutschlands wurde vor 20 Jahren unter der Marke FriedWald eröffnet, zwei Jahre später folgte RuheForst als zweiter Anbieter – sie trafen den Nerv der Zeit und lösten einen Boom aus. Man könnte es auch Befreiung nennen, denn bis dahin herrschte in Deutschland Friedhofszwang. Anders als in fast allen Ländern Europas durften Asche oder Körper von Verstorbenen hierzulande nur innerhalb eines öffentlich-rechtlichen Friedhofs beigesetzt werden. Einzige Ausnahme bildete die Seebestattung in Schleswig-Holstein.
Mit der Eröffnung des ersten Bestattungswalds mussten jene, die andere Wünsche hatten, keine illegalen Umwege über das benachbarte Ausland mehr in Kauf nehmen. Es gab nun eine echte Alternative. Dass diese umgehend genutzt wurde, zeigt die stetige Zunahme der Naturbestattungsflächen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Anlagen in privater, kommunaler und sogar kirchlicher Hand. Schätzungen gehen von mindestens 200 Bestattungswaldstandorten in Deutschland aus. Dazu kommen zahlreiche, zu Trauerwäldern, Urnenhainen oder Erinnerungsgärten umgewidmete Friedhofsflächen, sodass man von weit über 1000 Naturbestattungsflächen ausgehen kann. Jährlich werden neue eröffnet, die Nachfrage lässt nicht nach.
Geborgenheit finden
Der Frage, warum sich Menschen für Waldbestattungen entscheiden, geht die Studie Unter allen Wipfeln ist Ruh aus dem Jahr 2018 nach. Die Autoren Britta Bauer und Ulrich Schraml befragten 120 Personen, und schreiben zusammenfassend: „In Wäldern finden die Befragten Ruhe, Freiheit, eine wohltuende Atmosphäre, physische wie psychische Erholung und Entspannung. Auch sind die Interviewpartner mit hoher Naturverbundenheit vertraut mit der Vorstellung eines natürlichen Kreislaufs aus Werden und Vergehen. Dabei spielen Bäume in ihrer Zuschreibung als unverrückbar, standhaft, schützend, dauerhaft und lebendig eine bedeutsame Rolle. Vor allem in der Umgebung von vorrangig alten Bäumen empfinden die Befragten ein hohes Maß an Geborgenheit und Trost.“
Ein wichtiger Aspekt war außerdem das Thema Grabpflege, dazu sagte eine Person: „Es ist halt so unkompliziert, gerade für unsere Kinder. Sie können hierherkommen, wenn sie wollen, aber sie müssen nicht. Auf dem Friedhof müssen sie immer das Grab pflegen, Blumen hinbringen, gießen. Wenn niemand kommt, heißt es: ‚Warum kommen die Kinder nicht?‘ Und hier ist es Natur und wird wieder Natur.“
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