Herr Krüger, manche Leute, zum Beispiel überzeugte Polyamoristen unter den Millenials, wollen die Eifersucht am liebsten abschaffen …
Ich begreife es nicht.
Wieso?
Das haben in meiner Jugend schon die 68er versucht und es hat nicht funktioniert. Ich beschäftige mich beruflich seit vier Jahrzehnten mit Eifersucht und habe eines verstanden: Eifersucht ist ein Angst- und Warnsignal, genauso wie es Signale gibt, die uns zum Beispiel vor Gefahren beim Überqueren einer Straße warnen. Wenn ich eine wichtige Beziehung habe, warnt mich Eifersucht davor, dass die Beziehung verlorengehen könnte. Eifersucht gehört zum Menschen wie seine Augen oder Ohren. Es gibt eine gesunde Eifersucht.
Menschen ohne Eifersucht und solche, die sagen, sie seien nicht eifersüchtig, sind Ihnen suspekt?
Vollständig! So suspekt wie Leute, die nicht auf Krankheitszeichen achten.
Andererseits kann Eifersucht ziemlich nerven. Würden Sie von der Eifersucht als einem negativen Gefühl sprechen?
Wir müssen unterscheiden zwischen der milden, gesunden Form von Eifersucht und der mittleren und schweren Form. Bei der mittleren Eifersucht wird das Gefühl der Besorgnis und Unruhe schon von kleinsten Anlässen ausgelöst. Tanzt die Partnerin mal mit einem anderen Mann, entsteht für ihn ein Problem. Redet er zu lange mit der Nachbarin, reagiert sie sofort sauer. In der schweren, zum Glück seltenen Form steigert sich das Ganze noch einmal. Der Mann kommt nach Hause, eine halbe Stunde später als sonst, sofort folgt ein Verhör. Diese Menschen sind ständig eifersüchtig und deswegen angespannt und sehen den Fehler immer im anderen. Sie kontrollieren den Partner massiv und fahnden ständig nach Belegen für seine Untreue.
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