Glück ist eine Emotion, die sich alle Menschen wünschen, eigentlich andauernd, und gleichzeitig finden die meisten, dass sie es viel zu selten erfahren. Die Frage „Wie kann ich glücklich werden?“ beschäftigt Dichterinnen, Philosophen, Theologen und Psychologinnen seit Jahrhunderten – in den letzten
Jahrzehnten haben aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus anderen Fachgebieten sie aufgegriffen. Trotzdem kennen wir immer noch kein einfaches Rezept für ein glückliches Leben. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass wir dem „falschen Glück“ hinterherlaufen.
Was wir heute genau unter Glück verstehen und was die verwandten Begriffe „Freude“ und „Zufriedenheit“ bedeuten, hat Philipp Mayring an der Universität Klagenfurt untersucht. Der Psychologieprofessor, inzwischen im Ruhestand, sichtete die einschlägige Literatur und leitete Beschreibungen für verschiedene Zustände des Wohlbefindens ab:
Freude ist ein starkes Gefühl, das meist als Reaktion auf eine angenehme Situation auftritt. Freude ist eher kurzfristig, wir fühlen uns lebendig und vital. Das Gegenteil der Freude stellt das Unwohlsein dar.
Glück bezeichnet das intensivste Wohlbefinden, das Menschen kennen. Das Gefühl ergreift die ganze Person, es ist langanhaltender als Freude, aber kürzer als Zufriedenheit. Glück strahlt auf andere ab, macht aufgeschlossener. Oft steht es in Zusammenhang mit Dingen, die über die eigene Person hinausgehen – wir erleben Glück in sozialen Situationen oder im Einklang mit der Natur. Das Gegenteil von Glück sind Trauer und Depressionen.
Zufriedenheit ist das stabilste gute Gefühl. Sie ist ein ruhigerer Gefühlszustand als Freude und Glück, wirkt eher im Hintergrund des Erlebens. Zufriedenheit basiert auf einer positiven Grundstimmung, auf grundlegender Lebensbejahung. Sie ist kognitiv geprägt, tritt als Ergebnis von Denkprozessen wie dem Vergleichen und Abwägen auf. Zufriedenheit beinhaltet Ich-Erweiterung und -Überwindung. Ihr Gegenpol ist die Unzufriedenheit.
Diese drei positiven Gefühlslagen sind nicht nur unterschiedlich stabil, sie haben auch verschiedene Wurzeln. Grundsätzlich sind Stimmungen vorübergehende Zustände, die sich schnell wandeln können und oft von der Situation abhängen. Daneben gibt es Gefühlslagen, die auf Eigenschaften der Person gründen. Liegt so ein Wesenszug zugrunde, ist das Gefühl anhaltender. Mayring fand heraus: Freude ist ein situationsabhängiger vorübergehender Zustand; Zufriedenheit wurzelt dagegen in der Persönlichkeit eines Menschen. Sie ist Ausdruck seines Wesens und das Resultat einer grundsätzlichen Haltung dem Leben gegenüber – und daher besonders langanhaltend. Glück liegt hier in der Mitte: Es trägt zum einen Züge des flüchtigen Zustands, zum anderen geht das Empfinden auf das Wesen des Menschen zurück.
Es lohnt sich daher, sich auf Zufriedenheit zu konzentrieren, denn zum einen ist sie langlebiger und grundlegender, zum anderen tritt sie unabhängig von äußeren Ereignissen auf, die wir oft nicht beeinflussen können. Zufriedenheit ist Ausdruck unserer inneren Haltung. Im Begriff „Zufriedenheit“ steckt das Wort „Friede“, und an diesem inneren Frieden, der Seelenruhe können wir arbeiten – was allerdings keine einfache Sache ist.
Wie wir zu mehr Zufriedenheit gelangen können, lesen Sie im vollständigen Artikel „Das leise Glück der Zufriedenheit“ in unserem aktuellen Themenheft der Reihe Psychologie Heute compact: Loslassen: Aufgeben können – Gewohntes hinterfragen – Raum schaffen für Neues