Konsumkritik: Potraining

Schwitzen für Schönheit ist nicht neu. Warum steht aber ausgerechnet der Po im Fokus? Gibt er uns Stabilität beim Gang durch eine unsichere Welt?

Dass die heutige Welt im, Verzeihung, Arsch ist, ist hinlänglich bekannt. Da verwundert es nicht, dass das Training der entsprechenden Körperregion zum Megatrend avanciert: Grow your booty! In einer Zeit, die aus den Fugen gerät, soll die Region um die Pobackenfuge wohl für Stabilität beim Gang durch die Polykrise sorgen. Immerhin ist der Gesäßmuskel unser voluminösester Muskel und damit auch symbolisch vielsagend für unsere Spezies.

Bei den Damen hat die Kimkardashianifizierung des Trainings den Vorteil, dass es anders als bei der Brustvergrößerung keiner Implantate bedarf. Jedes neue Gramm Muskelmasse zeugt von echter Arbeit. So wird der hypertrophe Hintern nicht nur zum Seismografen der Jetztzeit, sondern auch zum Nachweis von Resilienzkompetenz.

Doch die Konsumkultur wäre nicht sie selbst, hätte sie nicht eine Alternative parat: Mit einem gürtelförmigen EMS-Potrainer lässt sich der Leitmuskel der Gegenwart bequem durch elektrische Muskelstimulation aufbauen – Krisen erfordern eben nicht nur Kraft, sondern auch Listigkeit.

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 5/2024: Aber danach fang ich wirklich an
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